Vegetationsbrand Zunderkopf

Am Zunderkopf unweit von Schloss Neuschwanstein macht ein Waldbrand Einsatzkräften von Feuerwehr, Polizei und Bergwacht zu schaffen. Das Gebiet an dem gut 1700 Meter hohen Berg ist schwer zugänglich.

Kalte Lage 

Der Zunderkopf ist ein 1726 m ü. NHN hoher Berg an der deutsch-österreichischen Grenze in den Ammergauer Alpen, auch Ammergebirge genannt.  

Die Ammergauer Alpen sind eine Gebirgsgruppe der Nördlichen Kalkalpen in den bayerischen Regierungsbezirken Oberbayern und Schwaben und im Tiroler Bezirk Reutte (Außerfern). Sie umfassen ein Gebiet von etwa 30 × 30 Kilometer. In ihrer Mitte entspringt der namensgebende Fluss Ammer. Die Landschaft ist ausgesprochen dünn besiedelt, umfasst aber einige weithin bekannte Sehenswürdigkeiten: die Königsschlösser Neuschwanstein und Linderhof, das Kloster Ettal sowie die Wieskirche. Ein Großteil des Gebirges bildet das 288 km² große Naturschutzgebiet Ammergebirge, das größte Naturschutzgebiet Bayerns. 

Geologisch sind die Ammergauer Alpen zum großen Teil aus Hauptdolomit aufgebaut, der nördliche Teil weist jedoch eine abwechslungsreichere Schichtfolge mit einem komplizierten Wechsel der Gesteine. Hier gibt es neben dem Dolomit kleinere Bereiche, in denen der Wettersteinkalk dominiert. Die benachbarte Hochplatte sowie der angrenzende Säuling sind die eindrucksvollsten Berge aus diesem Gestein. 

Wetter 

Das Wetter an den beiden Einsatztagen kann man als ruhiges Sommerwetter beschreiben mit ungefähr 5 Stunden Sonnenscheindauer am Donnerstag und bis zu 13 Stunden am Freitag, Höchsttemperaturen 25 bis 30 Grad Celsius und nachts Temperaturen um die 14 Grad Celsius. 

Der Wind blies tagsüber als schwacher bis mäßiger Wind bis zu Windstärke 4 aus wechselnden Richtungen, was eine ständige Neubetrachtung der Einsatzstelle nach sich zog. 

Alarmierung 

Am Donnerstag, 21.07.2022 wurden gegen 15:00 Uhr die Feuerwehr Schwangau, die Kreisbrandinspektion Ostallgäu mit Kreisbrandmeister Klaus Grosch sowie die Bergwacht Füssen mit dem Stichwort B2 Brand Wald im Bereich Zunderkopf Bleckenau alarmiert. 

Die Anfahrt der Feuerwehr Schwangau erfolgte über Schwangau, Hohenschwangau auf der Jugendstraße vorbei an Schloss Neuschwanstein und der Marienbrücke über die Bleckenaustraße zum Berggasthaus Bleckenau auf 1167 m ü. NHN. 

Einsatzablauf 

Bei der Erkundung auf Sicht – immerhin bestand noch ein Höhenunterschied von knapp 600 m und 1,2 km Luftlinie zur Einsatzstelle - konnte eine Rauchentwicklung im Gipfelbereich festgestellt werden.  

Ebenso wurden in der Nähe der Einsatzstelle Personen beobachtet und es konnte nicht ausgeschlossen werden, dass sich diese Personen in Bergnot befanden. 

Da eine Personenrettung eine höhere Priorität hat, wurde sofort der in Reutte stationierte Rettungshubschrauber RK 2 über die Leitstelle angefordert. Kurze Zeit später konnte sich bei einem Überflug ein Bergretter ein Bild der Lage machen und bezüglich der Personen auf dem Berg Entwarnung geben. Allerdings brannte eine Bodenfläche von 150 m² und drohte auf eine wesentlich größere Fläche inklusive Baumbestand überzugreifen. 

Aufgrund dieser Erkenntnisse wurden durch den Einsatzleiter der Feuerwehr Schwangau zum einen ein entsprechender Hubschrauber für die Brandbekämpfung und zum anderen die Flughelfer der Feuerwehr Kempten mit den dort stationierten Außenlastbehältern über die Leitstelle angefordert. Von Seiten der Bergwacht wurden neben der Bergwacht Füssen die Bergwacht Murnau mit weiterem Spezialmaterial zur Sicherung von Einsatzkräften bei Vegetationsbränden und das LKLD-Team der Bergwacht Allgäu mit dem speziell ausgestattetem Technikbus zur Lokalisation, Kommunikation, Lagedarstellung und Dokumentation mit Drohnen und Wärmebildkameras alarmiert. 

Zum Ort für die Einsatzleitung und für den Bereitstellungsraum wurde das Feuerwehrhaus in Schwangau bestimmt. Was momentan gut funktionierte erwies sich dann aber als nicht sinnvoll, weswegen im Laufe des Einsatzes eine Örtlichkeit näher an der Einsatzstelle festgelegt wurde. Diese befand sich dann in unmittelbarer Nähe zum Berggasthaus Bleckenau. 

Gleich nach dem Eintreffen der Flughelfer und des Hubschraubers der Landespolizei Bayern wurde mit den Löscharbeiten begonnen. Zunächst erfolgte der Löschangriff des Hubschraubers mit einem „Bambi-Bucket“, hierzu wurde das Wasser aus dem nahegelegenen Alpsee geschöpft. Ein Trupp der Feuerwehr Schwangau übernahm die Absicherung der Wasserentnahmestelle und sperrte den Badebereich des Alpsees. 

Die Feuerwehr Kempten errichtete zeitgleich zum einen die Hubschrauber-Außenstation Bleckenau und die Versorgungsstelle der Außenlastbehälter am Sportplatz in der Nähe der Tegelberg-Talstation. Diese wurde aber für den Löscheinsatz am Donnerstag nicht mehr benötigt und recht bald wieder zurückgebaut. 

Vor Ort an der Einsatzstelle auf dem kleinen Zunderkopf übernahmen drei Trupps, bestehend aus je einem Feuerwehrmann und einem Bergretter die Brandbekämpfung. Jedes Team wurde mit spezieller Ausrüstung für Vegetationsbrandbekämpfung mit dem Hubschrauber zur Einsatzstelle geflogen und mittels Winde abgesetzt. Bis ungefähr 21 Uhr erfolgten die Löscharbeiten durch die Trupps an der Einsatzstelle am Gipfel und die Abwürfe durch den Polizeihubschrauber. Die einsetzende Dunkelheit verhinderte dann die Fortführung des Einsatzes. Im Zuge der Löscharbeiten wurde ein Feuerwehrmann leicht verletzt. 

Nachdem alle Einsatzkräfte wieder im Bereitstellungsraum Feuerwehrhaus Schwangau eingetroffen waren, fand noch bis 23 Uhr eine Lagebesprechung statt, bei der entschieden wurde, dass am nächsten Tag noch ein weiterer Hubschrauber mit einer höheren Tragfähigkeit benötigt wird. Der eingesetzte Polizeihubschrauber kann die Semat 900 Außenlastbehälter nicht tragen, deswegen wurde in der Nacht noch der zivile Hubschrauber der Firma Helix beauftragt, da keine zusätzliche Maschine der Bundespolizei zur Verfügung stand. Auch wurde die Kostenübernahme der Gemeinde Schwangau über den anwesenden Bürgermeister Stefan Rinke geklärt. 

Der nächste Einsatztag begann bereits um 6:00 Uhr in der Früh mit der Anfahrt aller Einsatzkräfte zum neuen Bereitstellungsraum in der Bleckenau. Neben der Feuerwehr Schwangau und den Flughelfern der Feuerwehr Kempten wurden von der Einsatzleitung noch die Feuerwehr Oberstdorf mit weiteren Flughelfern sowie die Feuerwehr Füssen mit dem WLF und AB-Wasser als Rückfallebene angefordert. 

Ebenso waren wieder alle Kräfte der Bergwacht vor Ort, die bereits am Vortag im Einsatz waren. Hinzu kam noch die Alpine Einsatzgruppe der Polizei, die sich sowohl ein Bild über das Ausmaß des Schadens machte als sich auch an den Löscharbeiten beteiligte. 

Durch die nun gewachsene Anzahl der verschiedenen Hilfsorganisationen an der Einsatzstelle und des höheren Koordinierungsbedarfs übernahm ab in der Früh bis zum Einsatzende KBR Markus Barnsteiner die Einsatzleitung und begann den Einsatztag zugleich mit einer Lagebesprechung. 

Im Folgenden verbrachte der Polizeihubschrauber wie am Vortag die Trupps, bestehend aus einem Bergretter und einem Flughelfer wieder direkt an die Einsatzstelle, der Lastenhubschrauber der Firma Helix unternahm Flüge mit dem Außenlastbehälter und brachte Wasserbehältnisse und Werkzeuge zur Brandstelle am Berg. 

Die Feuerwehr Schwangau errichtete am Gebirgsbach Pöllat im Bereich der Bleckenau eine Wasserversorgung mit Faltbehälter zur manuellen Befüllung der Löschwasser-Außenlastbehälter. 

Ebenso wurde durch die Feuerwehr Schwangau die Zufahrt zur Bleckenau kontrolliert, da man an diesem sonnigen Sommertag mit einem erheblichen Andrang der Touristen in das Gebiet der Bleckenau rechnete. Bis auf weiteres wurde der Busverkehr zur Berggaststätte eingestellt. Ebenso wurde die benachbarte Tegelbergbahn beauftragt alle Gleitschirmflüge in das Einsatzgebiet zu unterbinden. 

Die Einsatzleitung wurde auf dem Grundstück der Holzerhütte der Bayerischen Staatsforsten errichtet. Neben dem MZF Florian Schwangau 11/1 positionierte sich dort die Fliegerische Einsatzleitung FliegE der Feuerwehr Kempten mit dem Einsatz-Abschnittsleiter SBR Stefan Hager, die Einsatz-Abschnittsleitung der Bergwacht, das LKLD-Team der Bergwacht Allgäu und dem Gesamt-Einsatzleiter KBR Markus Barnsteiner mit Führungsunterstützung durch KBM Klaus Grosch. 

Nach zahlreichen sehr erfolgreichen Wasserabwürfen kam immer wieder das Drohnenteam der Bergwacht zum Einsatz und überflog die Einsatzstelle mit einer Wärmebildkamera. Erst durch den Einsatz dieser Thermografiekamera konnte zum einen der Erfolg der Löscharbeiten festgestellt werden, aber auch immer wieder neue Glutnester entdeckt werden, die in diesem exponierten Gelände nicht durch Personen erreichbar waren. So konnte der Hubschrauber mit dem Löschwasserbehälter nur durch gezieltes Einweisen bzw. Einsprechen der Flughelfer und der Bergretter zum punktgenauen Abwurf geführt werden. 

Diese Taktik wiederholte sich den ganzen Vormittag über, Flüge mit Wasserabwürfen, bodengebundene Nachlöscharbeiten und Kontrollflüge mit Drohnen. Durch diese professionelle Zusammenarbeit aller Einsatzkräfte konnte die Lage im Laufe des frühen Nachmittags unter Kontrolle gebracht werden und gegen 14:00 Uhr „Feuer aus“ gemeldet werden. 

Der mutmaßliche Verursacher des Bergwaldbrandes war sehr wahrscheinlich ein Blitzeinschlag bei einem Gewitter der vorangegangenen Nacht. Eine Webcam in Schwangau hat durch Zufall möglicherweise den Blitz aufgenommen. 


Einsatzart Brand
Einsatzstart 21. Juli 2022 15:00
Alarmierte Einheiten
FF Schwangau
FF Füssen
FF Kempten-Hauptwache (Löschzug 1+2)
FF Oberstdorf
Kreisbrandinspektion Ostallgäu (OAL 1, OAL 2, OAL 1/5)
Stadtbrandinspektion Kempten (KE 1)
Bergwacht Füssen
Bergwacht Sonthofen
Bergwacht Murnau
Polizei
Polizeihubschrauberstaffel Bayern
Hubschrauber (extern)